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Text jahre Herkunft und Verbreitung

2016

Der milde Winter, insbesondere im Südwesten Deutschlands, hat den überwinternden Kirschessigfliegen gute Überlebensbedingungen geboten. So wurden in Monitoringfallen des JKI Dossenheim fortwährend Kirschessigfliegen gefangen. Dies war auch in anderen Regionen Baden-Württembergs (Bodensee, Südbaden), in Hessen und Rheinland-Pfalz der Fall. Erneut bestätigte sich, dass die Kirschessigfliege zur Überwinterung geschützte Standorte wie Hecken und Wälder, v.a. Bereiche mit immergrünen Pflanzen, aufsucht, während Obstanlagen nach dem Laubfall verlassen werden. Im Frühjahr 2016 konnte auf dem Versuchsfeld des JKI in Dossenheim bereits ab Mitte April eine Wiederbesiedlung der Obstanlagen festgestellt werden, lange bevor Wirtsfrüchte zur Verfügung standen.

Die Vermehrungsphase in Obstkulturen begann in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz mit Eiablagen in frühe Kirschsorten (Burlat, Earlise, Big Charmes) ab Ende Mai. Bereits vorher konnte eine Vermehrung in Mistelfrüchten, die vom JKI Dossenheim Ende April geerntet worden waren, nachgewiesen werden. Im weiteren Verlauf der Saison war eine rasche Befallszunahme an Kirschen und danach an Beerenobst zu verzeichnen. Auch die Fänge in Monitoringfallen nahmen stetig zu. Gefördert wurde die Vermehrung der Kirschessigfliege durch langanhaltende optimale Witterungsbedingungen mit zahlreichen und hohen Niederschlägen, stets hoher Luftfeuchte und mäßig warmen Temperaturen. Ohne Behandlung kam es zu Totalausfall bei Kirschen, Insektizidbehandlungen konnten den Befall eindämmen, insbesondere unter Regenüberdachung. Bei spät reifenden Süßkirschen und Sauerkirschen wurde die Befallssituation z.T. kritisch. Netze boten einen guten Schutz.

Nach jetziger Lage ist im weiteren Verlauf des Jahres 2016 mit einem hohen Befallsdruck zu rechnen. Befallsmindernd könnten sich wiederholte oder länger anhaltende Hitzeperioden mit Temperaturen über 30° C (mehrere Stunden pro Tag) sowie Trockenheit auswirken.

August 2016

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2015

Im Winter nahmen die Fangzahlen bis Ende Januar stark zu. Die von Februar bis weit in den Mai anhaltenden Kaltphasen mit Nachttemperaturen um 5°C haben den Populationsaufbau stark verzögert. Die darauffolgenden außergewöhnlichen Hitzeperioden in ganz Deutschland (bis zu 40°C) verbunden mit sehr geringen Niederschlägen haben die Populationsdynamik der Kirschessigfliege negativ beeinflusst. Dies spiegelte sich auch im Befall wider. Kirschen waren 2015, im Gegensatz zu 2014, kaum befallen. Sortenabhängig kam es zu leichtem („Sweetheart"/Brandenburg) bis starkem („Burlat"/Baden) Befall, was jedoch die Ausnahme darstellte. Sauerkirschen hingegen waren auch in diesem Jahr regional (Bodensee) stark befallen. Derzeit ist im Beerenobst keiner bis moderater Befall festgestellt worden. Die Situation 2015 ist mit dem Vorjahr 2014 bisher nicht zu vergleichen.

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Auftreten und Verbreitung der Kirschessigfliege in Deutschland im Jahr 2014

Aufgrund des milden Winters 2013/2014 mit fortwährenden Fallenfängen kam es im Frühjahr 2014 zu einer sehr frühen Wiederbesiedlung der Kulturflächen. Das JKI stellte Anfang Mai 2014 erstmalig Befall in Ertragsanlagen an frühen Kirschsorten (Earlise und Burlat) fest. Entsprechend der Fruchtreife wurde im weiteren Jahresverlauf die breite Palette der Wirtsfrüchte befallen (Süß- und Sauerkirschen, Zwetschen, Pfirsiche, Aprikosen, Feigen, Holunder, Himbeeren, Brombeeren, remontierende Erdbeeren, Johannis- und Stachelbeeren, einige Traubensorten, v.a. frühe Rotweinsorten). Aufgrund des breiten Wirtspflanzenspektrums und einem für die Entwicklung der Kirschessigfliege über einen langen Zeitraum günstigen Klima (mäßige Temperaturen, zahlreiche Niederschläge, hohe Luftfeuchte) kam es im Jahr 2014 zu einem enormen Anstieg der Populationsdichte. Dies sowie die eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten führten vielfach zu hohen Ernteverlusten und wirtschaftlichen Schäden. Im Vergleich zum Vorjahr war erneut ein enormer Anstieg der Population zu verzeichnen und die Fänge in Monitoringfallen waren um ein Vielfaches höher. Besonders hohe Fangzahlen gab es bis zum Jahresende wiederum in Wald- und Heckenstandorten. Seit 2014 ist die Kirschessigfliege in ganz Deutschland verbreitet.

Erstnachweise der Kirschessigfliege in den Bundesländern

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Verbreitung in Deutschland (Pdf) (Größe: 219 kB; Downloads bisher: 4095; Letzter Download am: 29.03.2024)

Auftreten und Verbreitung der Kirschessigfliege in Deutschland im Jahr 2013

Die Kirschessigfliege breitete sich im Jahr 2013 in Deutschland weiter aus und wurde nun auch in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Sachsen nachgewiesen. In vielen Regionen, vor allem im Süden, waren im Jahr 2013 zudem weitaus höhere Fangzahlen als im Jahr 2012 zu verzeichnen und die Fliege wurde an vielen Standorten drei bis vier Wochen früher als im Jahr 2012 erfasst. Das Hauptauftreten erfolgte aber wie im Vorjahr im September und Oktober. Auch im November und Dezember waren fortlaufend Fänge zu verzeichnen. Besonders hohe Fänge (mehrere Hundert bis mehrere Tausend D. suzukii pro Woche) in Monitoringfallen gab es im Herbst in abgeernteten Kulturen, insbesondere Kirschen, in wilden Brombeeren sowie in alternativen Habitaten (Hecken, Waldränder, Wald).

Befall wurde ab August 2013 festgestellt, vor allem an späten Himbeeren und Brombeeren. Pro Frucht wurden aus Freilandproben bis zu 10-15 Larven nachgewiesen. Werden befallene Früchte bei Raumtemperatur gelagert, ist aufgrund der Fraßtätigkeit und Weiterentwicklung der Larven nach wenigen Tagen ein völliges Zerfließen der Früchte zu beobachten. Befall an Weintrauben wurde aus Baden berichtet. Die Befallsstärke war sortenabhängig und im Vergleich zu den Beerenfrüchten geringer. Befallen waren v.a. der „Rote Gutedel", „Dunkelfelder", „Acolon" und „Spätburgunder". Allerdings war zu beobachten, dass Eiablagestellen an den Trauben vernarbten und sich nur ein Teil der Eier, nämlich weniger als 20%, zu Adulten entwickelten.

Auftreten und Verbreitung der Kirschessigfliege in Deutschland im Jahr 2012

SO_HerkunftVerbreitung_Auftreten_Verbreitung_Karte_DIm Jahr 2012 erfolgte ab März/April durch die Pflanzenschutzdienste der Länder und weitere Institutionen bundesweit ein intensives Monitoring mit Apfelessigfallen. Nach Nachweis einzelner Individuen im März/April am Bodensee und in Nordbaden erfolgten bis Juli bundesweit keine weiteren Fänge. Ab Juli/August dagegen war eine deutliche Zunahme der Fundorte sowie der Fangzahlen zu verzeichnen. Besonders hohe Populationsstärken wurden regional im Südwesten Deutschlands im September/Oktober festgestellt. Anhaltende Fänge waren an einigen Standorten bis Januar 2013 zu verzeichnen. Bezogen auf die Bundesländer erfolgte der Nachweis der Kirschessigfliege im Jahr 2012 erneut in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern sowie darüber hinaus nun auch in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Brandenburg. Schwerpunkte lagen in Baden-Württemberg entlang des Oberrheins sowie am Bodensee. In Rheinland-Pfalz traten die meisten Fänge in der Pfalz und Rheinhessen auf. - Neben Fallenfängen in Erwerbsanlagen (Süß- und Sauerkirschen, Pfirsich, Zwetschge, Mirabelle, Johannisbeerarten, Holunder, Himbeeren, Brombeeren, Trauben) wurden auch zahlreiche Tiere in Hecken oder an Waldrändern mit Brombeer- oder Holundergebüsch, aber auch ohne eindeutige Wirtspflanzenzuordnung, gefangen. Es war häufig zu beobachten, dass sich die Tiere in abgeernteten Obstanlagen aufhielten. Befallsnachweise in Früchten gab es für Brombeeren, Herbsthimbeeren, Holunder sowie Trauben. Der Befall war in einigen wenigen Beerenanlagen stark, vor allem nach Abschluss der Ernte in Beständen, in denen die Früchte nicht vollständig abgeerntet wurden. Als wichtige Gegenmaßnahmen galten Hygienemaßnahmen, d.h. regelmäßiges Durchpflücken und Entfernen aller reifen Früchte sowie eine gute Belüftung der Bestände, in Kombination mit Massenfang. Beanstandungen in der Direktvermarktung oder an Großmärkten wurden nicht gemeldet.

Auftreten und Verbreitung Karte als PDF (Größe: 193 kB; Downloads bisher: 2395; Letzter Download am: 29.03.2024)

Herkunft und Verbreitung

Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii gehört zu den Obst-, Essig- oder Taufliegen (Diptera: Drosophilidae) und stammt ursprünglich aus Asien. In Japan (Honshu), China, Korea und im südlichen Küstenbereich von Sibirien ist sie endemisch. Von dort wurde sie weiter verbreitet und 1980 erstmalig aus Hawaii gemeldet. 2008 wurde sie in Kalifornien erstmalig festgestellt. Die Art hat sich danach in den USA rasch weiter verbreitet und tritt auch in Kanada (British Columbia) auf.

2008 wurde die Kirschessigfliege erstmalig für Europa in Spanien nachgewiesen, 2009 in Italien in Südtirol. Seither schreitet ihre Ausbreitung rasch voran. 2010 folgten Berichte über ihr Auftreten aus weiteren Gebieten Italiens und Spaniens sowie aus Frankreich und Slowenien. 2011 wurde sie in der Schweiz (Tessin und Graubünden), in Österreich und in Deutschland festgestellt. In Deutschland wurde die Art bisher an mehreren Standorten in Süddeutschland nachgewiesen. Im Jahr 2011 wurde sie in Baden-Württemberg (Dossenheim, Kressbronn, Langenargen und Oberdorf am Bodensee, Rastatt), in Rheinland-Pfalz (Siebeldingen) und in Bayern (Lindau und südlich von München in Bairawies/Dietramszell) sowie bereits Anfang März 2012 in Baden-Württemberg (Bavendorf) gefangen. Es ist zu erwarten, dass die Ausbreitung in Europa, wie auch in Deutschland, weiter äußerst rasch voranschreitet.
Der Hauptverbreitungsweg dürfte die großräumige Verschleppung durch befallene Früchte sein. Es gibt aber auch Hinweise, dass D. suzukii ein guter Flieger ist und weite Strecken zurücklegen kann.

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